Kickers Emden hofft auf Neustart ohne Schulden

Martin Thaler Emden Rund vier Jahre ist es nun her, dass die Fußballfans im Emder Ostfrieslandstadion einen Spieler zu sehen bekamen, der nur zwei Jahre später der ganzen Welt ein Begriff sein sollte. Thomas Müller, Torschützenkönig bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika 2010, war mit der Reserve von Bayern München im Dezember 2008 zum Punktspiel in der 3. Liga angereist. Auch wenn Kickers Emden am Ende das Spiel verlor (0:2), wird wohl mancher Emder Fan gerne auf diesen Tag zurückblicken.Zurück in eine Zeit, die den Club weit über die Grenzen Ostfrieslands bekannt machte. Es war die Geschichte eines Vereins, der – nur mit geringen finanziellen Mitteln ausgestattet – sich anschickte, die „Großen“ zu ärgern. Zweimal standen die Kickers unmittelbar davor, in die 2. Fußball-Bundesliga aufzusteigen. Das letzte Mal im Jahr 2009, als die Emder in der 3. Liga lange Zeit auf einem Aufstiegsplatz lagen, diesen mit Rang sechs letztlich nur knapp verfehlten.Absturz in LandesligaDoch nach dem Höhenflug kam der jähe Absturz. Aufgrund finanzieller Probleme zog sich der Verein zur Saison 2009/2010 aus der 3. Liga zurück, startete in der fünftklassigen Oberliga neu. Dabei blieb es nicht. Durch den Rückzug einiger Sponsoren sowie der in der 3. Liga angehäuften Schulden sah sich der Verein gezwungen, im November 2011 Insolvenz anzumelden.Pläne für neues Stadion scheitertenIn der Landesliga trägt Kickers Emden seine Heimspiele weiterhin im 7200 Zuschauer fassenden Ostfrieslandstadion aus.Pläne, ein zweitligataugliches Stadion neu zu errichten, wurden nach dem Rückzug der Kickers aus der 3. Liga nicht weiterverfolgt. Der Verein schaffte es nicht, trotz Hilfen von Stadt und Land den von ihm zu tragenden Anteil am Neubau zu finanzieren.Mittlerweile spielt der mit rund 3,4 Millionen Euro verschuldete Club vor durchschnittlich 300 Zuschauern in einer Liga mit dem VfL und VfB Oldenburg II sowie dem SV Brake – der sechstklassigen Landesliga. Hier rangiert man auf dem zwölften Rang. „Erwartungsgemäß“, meint Kickers-Präsident Günther Kunz, angesichts des erfolgten personellen Umbruchs. „Das ist eine blutjunge Mannschaft, von denen viele im vergangenen Jahr noch bei den A-Junioren gespielt haben.“ Doch in Emden sind die Blicke momentan nur auf einen Mann gerichtet: Insolvenzverwalter Axel Gerbers. Seine Arbeit wird maßgeblich sein für den Fortbestand des traditionsreichen Emder Vereins.Entscheidung steht bevorUnd eine Entscheidung rückt näher: „Ich rechne mit einem Ende des Verfahrens im zweiten Quartal dieses Jahres“, sagt Kunz. Dann soll der Insolvenzplan der Gläubigerversammlung vorgelegt werden. Akzeptiert diese den Plan, könnte der einstige Drittligist einen schuldenfreien Neustart wagen. Lehnen die Gläubiger allerdings ab, würden die Kickers aus dem Vereinsregister gelöscht. Es wäre das Ende für Ostfrieslands wohl bekannteste Fußball-Mannschaft.Doch es gibt leichte Anzeichen, die auf ein positives Ende hoffen lassen. „Die Bearbeitung der insolvenzrechtlichen Vorgänge kommt gut voran“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von Gerbers aus dem Dezember 2012. Inzwischen sei ein Großteil der sogenannten Insolvenzanfechtungen zugestellt worden. Hierbei handelt es sich um Zahlungen des Vereins an seine Schuldner zu Zeiten, in denen die Zahlungsunfähigkeit für die Gläubiger bereits absehbar war. In diesen Fällen ist es möglich, das Geld zurückzufordern.Das so eingesammelte Geld fließt in die Insolvenzmasse, aus der am Ende alle Gläubiger anteilsmäßig entschädigt werden. „Parallel dazu beginnen die Abstimmungen mit den Hauptgläubigern mit dem Ziel, gemeinsam Lösungen für eine tragfähige Zukunft zu finden“, heißt es weiter in der Stellungnahme.Auf diese Zukunft baut Vereinspräsident Kunz. „Kickers ist ein Stück Emden“, erklärt er knapp. Und das sollen sie noch möglichst lange bleiben.Quell: nwzonline.de

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