SVR inside: Eine Fußballbeziehung der speziellen Art

SVR gegen TSG

„Salinenrocker gegen Margarinebüffel“

Nachbarschaftsderbys sind allein schon auf Grund des Prestige-Charakters von besonderer Würze. Es sind und es waren immer mit Spannung geladene Partien und Fußballfeste nicht nur für alle Fans aus der Region, sondern insbesondere auch für die Protagonisten selbst. Die Fußballwege der beiden Südkreisvereine zeigen mittlerweile in zwei völlig unterschiedlicheRichtungen. Vor Jahrzehnten noch auf Augenhöhe, spielen die beiden Vereine heute in unterschiedlichen Fußballsphären. Die TSG kickt nach dem freiwilligen Rückzug aus der Kreisliga nun in der 1. Kreisklasse, der SVR bekanntlich in der Landesliga. Drei Dissener Fußballlegenden, Fritz „Fitten“ Witte, Peter „Schere“ Dellbrügge und Wolfgang „Hühnchen“ Hünefeld, die in ihrer aktiven Zeit das wahre Derbyfeeling erlebt haben, erzählen und verraten uns in »SVR-Inside« etwas über sich und was ihre besonderen, vielleicht magischen Derby-Momente waren.

Dissen und Homann, das wurde stets in einem Atemzug genannt und gehörte zusammen. Mit dem endgültigen Aus der Firma im März diesen Jahres geht eine Ära zu Ende. Was sagt Ihr zu dieser schmerzhaften Entwicklung?
(Fritz): Schade, aber die Zeit hat gezeigt, es geht weiter – siehe Kohlenpott.
(Peter): Kein Kommentar.
(Wolfgang): Brutal für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von einem brutalen Eigentümer !
 
Dissen ist ein Industriestandort, Bad Rothenfelde eher touristisch ausgerichtet. Wie seht ihr das nachbarschaftliche Verhältnis dieser doch sehr unterschiedlichen kommunalen Ausrichtung?
(Fritz): Eine bessere Zusammenarbeit wäre wünschenswert, nicht nur in sportlichen Bereichen.
(Peter): Arbeiten in Dissen – Leben in Bad Rothenfelde!
(Wolfgang): Sehr gut!
 
Kommen wir zum Fußball. Wer ist denn Euer Lieblingsverein in der Bundesliga?
(Fritz): Ich bin immer noch Fußballer und sehe mir gerne gute, spannende Spiele an. Einen Lieblingsverein habe ich nicht.
(Peter): VfL Bochum.
(Wolfgang): Werder Bremen.
 
Ich denke, dass man das fragen darf. Wann seid Ihr geboren?
(Fritz): Aus heutiger Sicht eigentlich zu früh. 1948.
(Peter): 1946.
(Wolfgang): 18. März 1947.
 
Seit wann seid Ihr Mitglieder in der TSG?
(Fritz): Seit 1957 – heute aber nicht mehr.
(Peter): Seit 1951.
(Wolfgang): Seit 1963.
 
Wann und wo habt Ihr mal angefangen, Fußball zu spielen?
(Fritz): Wie gesagt 1957 bei der TSG.
(Peter): 1959 in der TSG.
(Wolfgang): 1954 bei Eintracht Osnabrück.
 
Was waren Eure Lieblingspositionen und warum?
(Fritz): Ich habe alles gespielt. Zuerst alle Positionen im Feld und dann später zwischen den Pfosten.
(Peter): Torwart – wenig Arbeit!
(Wolfgang): Halbstürmer. Für ganz vorne war ich zu klein. In allen Spielen ein Kopfballtreffer – eher angeschossen.
 
Wie seid Ihr eigentlich zu Euren Spitznamen „Fitten, Schere und Hühnchen“ gekommen?
(Fritz): Keine Ahnung. Irgendwann war ich der „Fitten“.
(Peter): Durch meinen Beruf als Friseur. In der Werbung hieß es immer: „Das Beste wäre, Du gehst zu Schere“
(Wolfgang): Zart – 1,73 cm groß und 50 kg.
 
Was ist Euer (Fußball-)Motto)?
(Fritz): Gelassenheit beim Fußball „Spielen“.
(Peter): Immer weiter !
(Wolfgang): Siegen !
 
Was waren Eure Höhepunkte als Spieler und/oder TSG-Fans?
(Fritz): Für mich das Pokalspiel der TSG gegen VfL-Amateure und das Altherrenspiel gegen die Traditionsmannschaft des HSV.
(Peter): Der Aufstieg in die Bezirksklasse.
(Wolfgang): 2x Aufstieg in die Bezirksklasse. Mit den Alten Herren Südkreismeister.
 
Was macht Ihr heute, wenn Ihr nicht gerade auf einem Fußballplatz seid?
(Fritz): Fahrradfahren, in der Klinik im Kurpark Leute zusammenholen. Torwarttraining bei der D-Jugend des SVR und viel dummes Zeug reden.
(Peter): Kaffeetrinken.
(Wolfgang): Tennis.
 
Welche Eigenschaften haltet Ihr bei Fußballern für wichtig?
(Fritz): Fairness und sich nach einem hektischen Spiel die Hand reichen. Der Fokus sollte immer die Mannschaft sein.
(Peter): Hart aber immer Fairplay.
(Wolfgang): Kameradschaft.
Wir erinnern uns gern an die legendären Derby-Spielstätten - die Salinenkampfbahn (später seit 1979 Salinensportpark) und der Dissener Fußballplatz im Dissener Ortszentrum (später seit 1980 Sportfreianlage Mühlenstraße). Was hat den Reiz dieser Sportplätze ausgemacht?
(Fritz): Zur damaligen Zeit lagen die Plätze meistens mitten im Ort. Immer Stimmung!
(Peter): Sehr publikumsnah.
Wolfgang): Die vielen Zuschauer in Rothenfelde und Dissen. Die Sportplätze damals waren beschissen.
Spitznamen sind ja immer etwas Spezielles. Oft wohlwollend und nett, nur selten bös gemeint. Genauso ist es mit Bezeichnungen „Salinenrocker“ und „Margarinebüffel“. Könnt Ihr sagen, wie diese Spitznamen entstanden sind ?
(Fritz): Also der Name „Margarinebüffel“ hab ich noch nie vorher gehört…
(Peter): Beim Biertrinken an der Theke – meistens in der 3. Halbzeit. Da war Fritz wohl nie dabei?!
(Wolfgang): Salinen und Homann!
 
Spiele der „Salinenrocker“ gegen die „Margarinebüffel“ hatten und haben ja immer ihre eigenen Gesetze. Gab es Derbymomente an die Ihr Euch gern erinnert, vielleicht auch solche, die Euch nicht so gern in Erinnerung geblieben sind?
(Fritz): In Dissen ein 1:9 – sehr bitter. Auf der Salinenkampfbahn ein 2:1 für uns. Tolle Stimmung vor sicherlich über 1.000 Zuschauern inklusive Kurgästen.
(Peter): Sieg der TSG an der Salinenkampfbahn 1966.
(Wolfgang): Keine.
 
Wer waren in Eurer Erinnerung die Bad Rothenfelder Spieler, die es auszuschalten galt, um erfolgreich zu sein?
(Fritz): Alle weil Mannschaftssport.
(Peter): Horst Schröder, Pico Leweke, Jürgen „Pudding“ Rocks und natürlich Siegfried Strieder.
(Wolfgang): Keine, ich glaube, dass wir immer gewonnen haben !
 
Wer hat in Eurer Erinnerung die Nase vorn in der Derbygeschichte?
(Fritz): Ich glaube der SVR.
(Peter): Bis 1970 die TSG, danach der SVR.
(Wolfgang): Dissen.
 
Die fußballerische Entwicklung der beiden Vereine ist weit auseinander gegangen. Es gab Zeiten, da war die TSG dem SVR voraus. 1966 seid Ihr in die Kreisliga, 1970 sogar in die Bezirksklasse aufgestiegen. Heute liegen zwischen den Mannschaften Ligawelten. Wie konnte es dazu kommen und wie bewertet Ihr diese Entwicklung?
(Fritz): Ich glaube, da muss man die Verantwortlichen mal fragen. Dissen
hat heute eine der schönsten Anlagen im Südkreis oder im Kreis. Leider
gibt es keine Führung – schade für die TSG. Der SVR hat sich ständig
weiterentwickelt. Sehr gute Vorstände. Keine Selbstdarsteller.
(Peter): Der SVR machte und macht bessere Vorstandsarbeit.
(Wolfgang): Schlechtes Management in Dissen und keine Unterstützung der ehemaligen Spieler.

 

Habt Ihr noch Kontakt/Anknüpfungspunkte zum Dissener Fußball? Verfolgt Ihr das TSG-Geschehen und schaut Ihr Euch Spiele der 1. Herren an?
(Fritz): Habe kaum noch Kontakte. Ein-Zwei Male Frühstücken mit Altligakollegen. Spiele habe ich mir seit Jahren nicht mehr angeschaut.
(Peter): Alle halbe Jahre mal Kaffeetrinken im Café Dreyer.
(Wolfgang): Nein.
 
Die Derbys hatten und haben eine gewisse Brisanz. Rückblickend kann man aber sagen, dass trotzdem alles in einigermaßen geordneten Bahnen von statten ging. Sprüche waren an der Tagesordnung. Jeder wollte gewinnen. Man begegnete sich aber stets in sportlich freundschaftlicher Atmosphäre. Das trifft nach meiner Wahrnehmung auch heute noch zu. Einige von Euch sind Ja auch nach Bad Rothenfelde gezogen und leben nun hier. Wie seht Ihr aus Eurer Sicht heute das sportliche Verhältnis Dissen/Bad Rothenfelde?
(Fritz): Nachdem im Jugendbereich die Spielgemeinschaft wieder eingeschlafen ist, bin ich einfach nur traurig
(Peter): Eine gesunde Rivalität war einfach da. Es ging zur Sache, aber immer in sportlicher und fairer Art und Weise. Auf die Derbys habe ich mich immer gefreut.
(Wolfgang): Rothenfelde gut – Dissen Katastrophe!
 
Was ich zum Schluss noch sagen möchte…
(Fritz): Ich hoffe, dass der SVR dauerhaft in der Landesliga bleibt und freue mich auf spannende Spiele im heristo-sportpark. Liebe Grüße Fritz !
(Peter): Ich möchte die Zeit nicht missen !
(Wolfgang): Alles Gute für beide Vereine !
 
Lieber Fritz, Peter und Wolfgang,
vielen Dank für die ehrlichen Worte zu Eurer fußballerischen Vita und zur speziellen sportlichen Nachbarschaft des SVR zur TSG. Am Ende des Tages schweißt der Fußball zusammen, was zusammen gehört. Und das ist bei unseren Vereinen nicht anders. Bleibt gesund und vielleicht auf ein Widersehn im heristo-Sportpark.
 
#GemeinsamStark
Das Interview führte Kalli Twelkemeyer

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