"Was macht eigentlich...?" mit Benjamin Kuhlhoff

"WME...?" geht in Runde 24

1. Geb. Datum? Familienstand sowie heutige Heimat?

9. September 1981, verheiratet, 2 Kinder. Ich lebe in Berlin - derzeit jedoch Corona bedingt seit fast zwei Monaten in meiner alten Heimat Glandorf. 

 

2. In welchem Zeitfenster warst Du beim SVR aktiv?

Ich glaube von 2001 bis 2004. 

 

3. Eventueller Spitzname aus der damaligen Zeit?

Benno

 

4. Damalige Stammposition beim SVR? Unter welchem Trainer hast Du gespielt?

Geholt als Stürmer, gescheitert als Stürmer. Habe meist auf der rechten Außenbahn gespielt und durfte mich manchmal auf der Sechs austoben. Gespielt habe ich unter Roland Twyrdy und Jürgen Gessat. 

 

5. Was waren Deine größten Erfolge bei SVR?

Für mich war es als junger Fußballer im ersten Herrenjahr seinerzeit überhaupt schon ein Erfolg, beim SVR in der Verbandsliga zu spielen. In der Jugend in Glandorf war meine höchste Spielklasse auf Bezirksebene. Aus dem Selbstversuch, ob ich es auch weit, weit über meinen Verhältnissen schaffen würde, wurde irgendwann eine Art Selbstverständnis. Vielleicht eines, das nicht ganz gesund war. 

 

6. Wie ging es fußballerisch nach dem SVR für Dich weiter?

Ich habe in der Winterpause 2003/04 entschieden mit dem Fußball aufzuhören. Das war ein krasser Schritt, weil Fußball und der SVR bis dahin mehrere Jahre mein Leben dominiert haben. Und das war auch das Problem. Ich habe gemerkt, dass es irgendwie mehr gibt, als Fußball zu spielen. 

Man muss bedenken, dass ich mir damals selbst auferlegt hatte, während meiner Zeit im „höherklassigen“ Fußball, alles dem Fußball unterzuordnen. Das hieß: kein Alkohol, kein Fleisch, keine Partys, nur Fußball. Davon hatte ich irgendwann genug und habe einfach einen Schlussstrich gezogen, um vor dem Beginn des Studiums noch so etwas wie ein Leben zu erobern. Ich vermute, dass ich damit damals ein paar Leute sehr enttäuscht habe. Das Gespräch mit Jürgen werde ich nie vergessen. Meinen Abschied von der Mannschaft auch nicht. 

Ich habe dann jahrelang gar keinen Fußball mehr gespielt, bis ich schließlich beim SC Glandorf sporadisch und untrainiert ausgeholfen habe in der Kreisliga. Völliger Quatsch. Heute spiele ich, wenn es passt (also so gut wie nie) beim Kreuzberger Punk- und Kiezverein THC Franziskaner. Mein Spitzname dort ist übrigens: Wanderdüne. Wegen meines Antritts.  

 

7. Was machst Du heute (beruflich/privat) den ganzen Tag? 

Ich bin Fußballjournalist und Buchautor. Derzeit leite ich die Redaktion der Fußball-Plattform „Onefootball“ und war davor fast zehn Jahre Redakteur beim Magazin „11Freunde“. Ich habe auch ein Buch über Amateurfußball geschrieben. Es heißt „Alles Amateure“ und ist total gut. Als Klolektüre. Als Tisch-Untersetzer - oder als Geschenk. 

 

8. Trittst Du heutzutage selber noch hin und wieder aktiv gegen den Ball oder bist Du anderweitig sportlich aktiv?

Wie gesagt ich bin passives Mitglied beim THC Franziskaner. Zuletzt habe ich meine Zuneigung zum Tennis gefunden. Und gehe zwei Mal die Woche laufen. Aber das muss nur eine Phase sein. 

 

9. Wie hast Du die damalige Zeit erlebt bzw. was hat aus Deiner Sicht den SVR ausgemacht?

Fußball und Team-Geist wie in unserer SVR-Truppe damals habe ich so nie wieder erlebt. Ich muss auch explizit erwähnen, dass Jürgen Gessat für mich als Trainer, ein Augenöffner war. Er hat mir so dermaßen viel über Fußball, Training, Spielintelligenz beigebracht, dass ich davon noch heute profitiere - wenn auch meist theoretisch. 

Und auch, wenn ich damals als kleiner „Exot“ irgendwie immer außen vor war und mehr beobachtet als mitgemacht habe, war ich stolz, mit welcher Energie und welcher Leidenschaft Leute wie Willy Peters oder die mitreisenden Fans uns als Mannschaft unterstützt haben. 

Im Team herrschte eigentlich immer ein guter Humor, was mir sehr gefallen hat. Aber wenn man Leute wie Wege, Willy Weidner oder Schubi an Bord hat, kann man wahrscheinlich in jeden Sturm segeln - man kommt am Ende mit breiter Brust und einem Grinsen wieder raus. 

Ein praktisches Beispiel: Ich habe vor zwei Jahren eine Lesung zu meinem Buch in Osnabrück veranstaltet und mich total gefreut, ein paar bekannte Gesichter aus der SVR-Zeit wiederzusehen. Wege, der Lange, Jürgen und ein paar mehr haben sich einen Abend in der Woche Zeit genommen, um mir beim Vorlesen aus einem Buch (und Bier trinken) zuzuschauen (und dabei Bier zu trinken). Das hat mich total gefreut, weil es eben doch zeigt, dass obwohl wir uns alle seit Jahren nicht gesehen oder gehört haben, da etwas ist, das verbindet. 

 

10. Gibt es ein Spiel, welches Dir ganz besonders positiv oder negativ in Erinnerung geblieben ist?

Unvergessen bleiben für mich drei Spiele:

Erstens: Das Pokalfinale, das drei Tage vor unserem Aufstiegsspiel in die Verbandsliga gelegt wurde. Trainer Jürgen Gessat hatte die Eier, sich selbst in den Sturm zu stellen und alles auf ein Elfmeterschießen auszulegen. Wir haben nur hinten rausgekloppt und versucht, die Spielzeit rumzukriegen. Die Gegner hatten schon Pokalsiegershirts im Karton parat. Am Ende haben wir gewonnen. Ich stand draußen mit Bänderriss und dachte kurz, wir wären die Geilsten. 

Zweitens: Das folgende Aufstiegsspiel in Diepholz. Ich war in der Startelf, draußen standen Hunderte Fans mit Trommeln. Am Ende haben wir gewonnen und mit den Fans gefeiert. Rein sportlich, mein größter Erfolg. 

Drittens: Mein letztes Spiel für den SVR. Es war ein Heimspiel gegen Aurich und Jürgen Gessat hat mich aus einem Anflug von Genialität (reiner Personalnot) ins Offensive Mittelfeld gestellt. Er raunte mir zu: „Zeig der Welt, dass du besser bist als Florian Knäuper!“ Und ich traf doppelt. Wir gewannen. Danach habe ich nie wieder für den SVR gespielt. Und dass Zitat von Jürgen ist auch erfunden.

 

11. Hast Du heute noch Kontakt zu ehemaligen Spielern, Trainer und/oder Funktionären?

Ich bin Mitglied einer SVR-WhatsApp-Gruppe und wenn ich den Tenor richtig deute, warten alle, dass der Verein mal eine Art Legendentreffen organisiert. Den regelmäßigsten Kontakt halte ich aber zu meinem Alter Trainingslagerzimmergenossen Michael Schiffbänker. Auch, weil ich es liebe, rhetorisch in die Schranken gewiesen zu werden. 

 

12. Wie bewertest Du den Wandel des Fußballs und was bedeutet Dir der SVR heute?

Da ich selbst vom Fußball lebe, wäre jede Kritik bigott. Dennoch kann ich nicht leugnen, dass ich durch meine Arbeit gesunden Abstand zum Profifußball gewonnen habe. Sagen wir es so: Ich spiele lieber, als Fußball zu schauen. 

 

13. Wann sehen wir Dich mal wieder im (heutigen) heristo-Sportpark?

Ich denke, damit ich es schaffe, müsste schon eine Art Ehemaligentreffen oder so organisiert werden. 

Benno, vielen Dank für deine tollen Antworten! Dir und Deiner Familie alles Gute und hoffentlich bis bald im heristo-Sportpark!

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